Alle Beiträge
Leitfäden

Kann man 3D-gedruckte Zahnprothesen charakterisieren?

Eine charakterisierte 3D-gedruckte Zahnprothese.

Wir bei Formlabs Dental bekommen oft Fragen dazu, wie sich digitale Arbeitsprozesse in Dentallaboren und Praxen implementieren lassen. Eine der häufigsten Fragen, die uns gestellt werden, betrifft das Charakterisieren von 3D-gedruckten Indikationen, insbesondere Zahnprothesen.

Mit dem Charakterisieren ist die Anpassung von Form und Farbe der Prothesenbasis und Prothesenzähne gemeint, mit dem Ziel, eine natürlichere Optik zu erschaffen. Einfach ausgedrückt verleiht das Charakterisieren also jeder einzelnen 3D-gedruckten Zahnprothese eine individuelle Gestaltung.

Webinar

Entdecken Sie den Form 3B+: Effiziente Zahnmedizin neu definiert

In diesem Webinar bietet Ihnen Formlabs Dental Solutions Engineer und Zahntechnikermeister Bernhard von Oppeln einen Überblick des digitalen Arbeitsablaufs beim 3D-Druck von Zahnprothesen und demonstriert Schritt für Schritt Charakterisierungstechniken für optimale Ergebnisse.

Webinar ansehen

Die Vorteile des digitalen Zahnersatzes

  1. Niedrige Produktionskosten: Erschwingliche Hardware und Materialkosten einer kompletten Zahnprothese etwa 80 % niedriger als bei traditionellen Zahngarnituren mit Acryl.
  2. Präzise, gleichmäßige, hochqualitative Ergebnisse: Weniger Produktionsschritte und weniger Variabilität – ein gleichbleibender Arbeitsablauf für konsequent hochwertige Endprodukte.
  3. Wahrhaft maßgefertigte Zähne: Digitaler Zahnersatz wird gänzlich auf den Patienten angepasst.
  4. Einfache und schnelle Nachproduktion: Digitale Zahnprothesenmodelle sind wiederverwendbar, teilbar, anpassbar und leicht mithilfe eines 3D-Druckers nachzuproduzieren.

3D-gedruckte Zahnprothesen sind Medizinprodukte der Klasse II (USA) bzw. Klasse IIa (EU) und haben somit das Potenzial, traditionell gefertigte Zahnprothesen zu ersetzen. 3D-gedruckte Zahnprothesen bestehen aus zwei verschiedenen Materialien für Prothesenbasis und Zähne, wobei vier Farbtöne für die Prothesenbasen und sechs für die Zähne verfügbar sind. 

Wie die obenstehende Liste zeigt, hat der 3D-Druck von Zahnprothesen zahlreiche Vorteile. Aus Patientengesprächen geht jedoch hervor, dass diese 3D-gedruckte Zahnprothesen nicht als dauerhafte, hochwertige Lösung ansehen. Bisher entsprachen die Farbe und Optik 3D-gedruckter Prothesen nicht immer genau den Erwartungen der Patient*innen, weshalb die Vorrichtungen als minderwertige Alternativoption betrachtet werden. Natürliche Zähne haben verschiedene sichtbar durchscheinende Bereiche und andere optische Eigenschaften, die den meisten 3D-gedruckten Zahnersätzen fehlen.  

Die Lösung für dieses Problem ist, durch Charakterisierung und Individualisierung der 3D-Druckteile patientenspezifische Zahnprothesen herzustellen. Mit lichthärtenden, für die Zahnmedizin zugelassenen Farben lassen sich schnell und kostengünstig Zahnprothesen erstellen, die Patient*innen mit Freude tragen. Es ist dabei anzumerken, dass zuerst in einem helleren Farbton grundiert werden sollte, bevor zusätzliche Farbschichten aufgetragen werden. Der Farbton A2 beispielsweise erscheint nach dem Charakterisieren wie Farbton A3.

Werfen wir einen kurzen Blick auf den grundlegenden Arbeitsablauf und die nötigen Faktoren, um die Charakterisierung in Ihren Arbeitsprozess für digitale Zahnprothesen einzubinden. Für diesen Beitrag haben wir zwei beliebte Farbsets für die Charakterisierung getestet und die Ergebnisse unten zusammengefasst.

Charakterisierung mit zwei verschiedenen Farbsets

Formlabs Dental hat zwei verschiedene Farbsets getestet: GC Optiglaze Color und Vita AKZENT LC.

Wir haben zwei Farbsets getestet: GC Optiglaze Color und Vita AKZENT LC. Es kann auch jedes andere lichthärtende, für die Zahnmedizin zugelassene Charakterisierungsmaterial verwendet werden, wir haben jedoch nur die zwei genannten geprüft. 

Der Vorgang erfordert fünf einfache Arbeitsschritte:

  1. Reinigen und Vorbereiten der Oberfläche der Zahnprothese durch Sandstrahlen und Entfetten. 
  2. Auftragen zusätzlichen Bindemittels für Materialien, die nicht auf PMMA basieren. 
  3. Auftragen von Klarlack als Grundierung und Abschluss. 
  4. Aushärtung für fünf Sekunden mit einer tragbaren Härtungsvorrichtung, um das Vermischen der Farben in den nachfolgenden Schritten zu vermeiden. 
  5. Abschließendes Aushärten im Form Cure ohne Hitze für 20 Minuten.

Anmerkung: Das Sandstrahlen vor dem Auftragen des Klarlacks sorgt für eine bessere Haftung der Farbe.

Was macht ein gutes dentales Farbset aus? Auf folgende Kriterien Sollten Sie achten: 

  1. Niedrige Viskosität, sehr dünne Schichtstärken, besonders beim Auftragen auf Oberflächen (im Gegensatz zur internen Färbung mit manueller Beschichtung), um die Textur zu erhalten.
  2. Das Material sollte sich mit Pinseln leicht auftragen lassen. In den meisten Sets sind Pinsel bereits enthalten, viele zahnmedizinische Fachleute benutzen jedoch lieber eigene Pinsel.
  3. Kompatibilität mit PMMA und Verbundstoffen (gefüllten Materialien) als Basismaterialien.
  4. Das Material muss lichthärtend sein (entweder durch eine zahnmedizinische Härtungsvorrichtung oder idealerweise den Form Cure).
  5. Biokompatibilität
  6. Plaqueresistenz
  7. Verschleiß- und Abrasionsbeständigkeit
  8. Langzeitige Farbechtheit
  9. Polierbarkeit
  10. Glatte und dichte Beschichtung

Lassen Sie sich die Arbeitsschritte in unserem kostenlosen On-Demand-Webinar zum Thema von einem Experten von Formlabs Dental genauer erläutern.

Ergebnisse und nächste Schritte zur Produktion digitaler Zahnprothesen

Das Verfahren zum Färben von Zahnfleischmasken (links) ist das gleiche wie zum Charakterisieren von Zahnprothesen (rechts).

Nachdem wir mit den zwei verschiedenen Farbsets die Charakterisierung an mehreren Probeteilen testeten, erzielten wir bei allen Probeteilen ein erstklassiges Endergebnis. Wir konnten keine Unterschiede zwischen den zwei Versuchen feststellen und waren mit der neuen Farbgebung zufrieden. 

Die charakterisierten Zahnprothesen übertrafen unsere Erwartungen im Hinblick auf sämtliche erforderliche Charakteristika (Viskosität, Haftung, Auftragung). Der gesamte Prozess dauert 30 Minuten, wobei 10 Minuten für das Auftragen der Farben und 20 Minuten zum Aushärten benötigt werden.  Dieses Verfahren macht es zahnärztlichen Praxen möglich, von kostengünstigen und schnellen 3D-Druckprozessen zu profitieren und dennoch ästhetisch ansprechenden, hochwertigen Zahnersatz zu liefern. 

„Digitale Drucke revolutionieren den Zahnersatz. Die dadurch gesparte Zeit nutzen Zahntechniker zu ihrer künstlerischen und kreativen Entfaltung, und davon profitiert der Patient. Das Endziel ist eine perfekt angepasste, robuste und maßgefertigte Prothese. Wirtschaftlich ist 3D-Druck der Zerspanung überlegen, das ist offensichtlich. Somit ist es wahrscheinlich, dass das letzte Stündlein der herkömmlichen Fertigung geschlagen hat und neue additive Technologien davon profitieren.“ – Samuel Morice, Zahntechniker bei Argoat Prothèses Dentaires, Frankreich

Möchten Sie mehr über das Thema lernen? Sehen Sie sich unser kostenloses, auf Abruf verfügbares Webinar mit einem Zahnmedizinexperten an oder kontaktieren Sie unser Vertriebsteam, um sich zur besten Lösung für Ihren Arbeitsprozess in der digitalen Zahnprothetik beraten zu lassen. Alternativ können Sie auch unseren Schritt-für-Schritt-Leitfaden rund um digitalen Zahnersatz herunterladen.