Intraoralscan und 3D-Druck: Voll digitale Praxis ohne Abformung

Dr. Franca von Dörnberg zu Hausen gründete vor einem Jahr ihre eigene Praxis in München mit der Prämisse, einen vollständig digitalen Workflow zu bieten. Sie ist spezialisiert auf sogenannte “unsichtbare” und digitale Kieferorthopädie. Ihre moderne Methode ermöglicht Patienten eine Behandlung, die man ihnen von außen nicht ansieht.
Die Behandlungsvorbereitung ist dank modernster Technologien – Intraoralscan und 3D-Druck – ebenfalls denkbar minimal.

Im Interview spricht Frau Dr. von Dörnberg zu Hausen mit Formlabs über Kosten-, Zeit- und Platzeinsparungen und warum sich die Digitalisierung auch ohne die Beteiligung der Krankenkasse für jede Praxis lohnt, insbesondere bei Neugründungen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Praxis?

Wir sind spezialisiert auf unsichtbare Kieferorthopädie. Bei uns sieht man gar nicht, dass der Patient behandelt wird. Das ist eine Säule. Die zweite Säule ist, dass wir voll digitalisiert sind. In München sind wir die einzige Praxis, die einen voll digitalen Workflow in der KFO hat. Wir nutzen moderne Techniken wie unsichtbaren KFO-Apparaturen, und moderne Technologien wie Intraoralscan und 3D-Druck. Wir machen keine Abdrücke mit Abformmaterial mehr, sondern nur den Intraoralscan. Ebenfalls haben wir keine Gipsmodelle mehr, sondern drucken alle Modelle mit dem Form 2 3D-Drucker.

Was ist anders mit 3D-Druck, welche Veränderungen nehmen Sie am stärksten wahr?

Ich habe die Praxis vor einem Jahr neu gegründet, unter der Prämisse: Keine Abformungen, voll digitaler Workflow, fast nur unsichtbare Anwendungen. Ich habe vorher mit Abdrücken in anderen Praxen gearbeitet, aber nicht in meiner eigenen Praxis.
Was verändert sich? Der erste Faktor ist Zeit. Wir sind mit einem Scan in 5 Minuten fertig, der Behandler kann ihn selbst machen. Wir haben keine Verbrauchsmaterialien, keine Abformlöffel, keinen Müll– das bedeutet auch keine Reinigung und Sterilisierung. In unserem Labor haben wir keinen Trimmer, wir haben keinen Staub. Es ist enorm, was das an Erleichterung und Beschleunigung des Ablaufs gebracht hat.

Die Kieferorthopädin Dr. von Dörnberg zu Hausen beim Kongress Young Orthodontist zu “Wo und wie in die eigene Praxis
Die Kieferorthopädin Dr. von Dörnberg zu Hausen beim Kongress Young Orthodontist zu “Wo und wie in die eigene Praxis

Wie äußern sich Kollegen zu Ihrer voll digitalisierten Praxis?

Die Kollegen finden es sehr interessant und sind oft sofort Feuer und Flamme. Ein Kollege mit einem großen Unternehmen, dem ich den Form 2 empfohlen habe, hat sich gleich 15 Stück gekauft.
Allgemein gibt es zwei Lager: Die einen haben eine große Affinität für Innovation, wollen am Puls der Zeit sein und die neuesten Patientenbehandlungen ausprobieren. Die haben, wie ich, die Praxis und die Patienten dafür. Dann gibt es Kollegen, die sagen: Das zahlt die Kasse nicht, ich mache das seit 20-30 Jahren so und ich werde so lange so weiterarbeiten, wie es geht. Ab einem bestimmten Punkt werden sich dann, denke ich, auch diese Kollegen umstellen müssen.
Und die Patienten selbst finden es klasse, weil sie durch die Digitalisierung den größten Komfort haben und es alles sehr schnell geht. Sie haben keine langen Termine, bei denen sie alles Mögliche machen müssen und sie freuen sich über die zügige Behandlung.

Was empfehlen Sie den Kollegen, die beim Thema Digitalisierung und Budget für den 3D-Druck zögern?

Ich muss sagen, ich habe mich mit vielen 3D-Druckern im Vorfeld auseinandergesetzt. Es gibt Firmen wie Stratasys, wo die Maschinen gleich an die 50.000 Euro kostet. Bei der Neugründung meiner Praxis habe ich ganz bewusst nach einer kosteneffizienten Lösung gesucht, um erstmal zu schauen: Funktioniert das? Dementsprechend habe ich mich für Formlabs entschieden und auch weil ich viel Gutes aus den USA gehört hatte. Wenn mich heute ein Kollege fragt “Ist 3D-Druck teuer?”, sage ich ihm, nein, denn es gibt Geräte, die keine große Anfangsinvestition erfordern.

Wie bewerten Sie die Präzision im Stereolithografie 3D-Druck?

Ich finde, dass die Präzision sehr gut ist und ich bin mit einer Schichtdicke von 50 µ sehr zufrieden. Wenn Sie eine Abformung machen, haben Sie den Schrumpfungsgrad des Abformungsmaterial und das Expansionsverhalten des Gipses. Wenn ich den Intraoralscan habe, bekomme ich die exakten Dimensionen des Zahnes genau für meinen Druck.

Wie sieht es bei der Frage nach der Deckung von Krankenkassen aus?

Ich muss sagen, ich bin sehr zufrieden, weil die Digitalisierung und der Modelldruck in meine Praxisstruktur sehr gut reinpassen. Einige Kollegen, die nur Kassenpatienten haben, fragen sich, ob es sich für sie auch ohne Zuzahlung durch private Krankenkassen lohnt. Aber ich würde die Digitalisierung jedem ans Herz legen. Denn auch, wenn man nicht so viel abrechnen kann, wie man gerne würde: Am Ende spart man so viel Zeit, dass es sich trotzdem rentiert.
Die digitale Abformung, der Scan, und auch der Ausdruck der Modelle wird in der privaten Versicherung übernommen, in der gesetzlichen noch nicht. Diese überschaubaren Kosten können aber in einer außervertraglichen Leistung mit dem gesetzlich versicherten Patienten vereinbart werden, was die meisten auch gerne tun.

Wo wenden Sie Ihren 3D-Drucker gezielt ein?

Zum einen bei Dokumentationsmodellen für den Patienten, Überweiser, oder bei Umstellungsosteotomien des Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen.
Zum anderen bei Arbeitsmodellen, auf denen im Labor kieferorthopädische Apparaturen hergestellt werden, zum Beispiel herausnehmbare Zahnspangen. Schienen kann ich mir mit dem neuen Material Dental LT auch im Direktdruck vorstellen, sobald ich die entsprechende 3Shape-Software habe.
Aktuell verwenden wir für die digitale Modellvorbereitung den OrthoAnalyzer von 3Shape: Wir sockeln digital und schicken dann nur noch den STL-Datensatz an den Drucker.

Neu in der digitalen Zahnmedizin? Lernen Sie hier mehr über die Unterschiede beim analogen und digitalen Workflow.

Was sind die größten Vorteile beim Form 2?

Die intuitive Einrichtung und Bedienung – man setzt die Kartusche ein und kann loslegen. Der Patientenscan dauert etwa 5 Minuten, dagegen dauert die Abformung 15-20 Minuten. Bis so ein herkömmliches Modell fertig ist, braucht man 1 Stunde manuelle Arbeit. Die Softwarevorbereitung dagegen dauert nur 5 Minuten und der 3D-Drucker arbeitet von alleine, sodass wir das Modell vom Morgen am Nachmittag fertig in der Hand halten.
Außerdem können wir die digitalen Modelle in unsere Patientenbibliothek einpflegen und ich kann mir den Patientenscan jederzeit ausdrucken, wenn ich ihn brauche. So haben wir auch keine Lagerung von physischen Modellen. Auch in unserem Labor sparen wir Platz: Wir haben keinen Trimmer, keinen Gipsanmischer, nur unser Tiefziehgerät und unseren 3D-Drucker.

Die Kieferorthopädin Dr. von Dörnberg zu Hausen mit ihrem platzsparenden Desktop SLA 3D-Drucker Form 2. Foto: Barbara Schneider.
Die Kieferorthopädin Dr. von Dörnberg zu Hausen mit ihrem platzsparenden Desktop SLA 3D-Drucker Form 2. Foto: Barbara Schneider.

Wie sehen Sie die Entwicklung im Dentalbereich und welche Rolle spielt Formlabs dabei?

Der Form 2 erleichtert den Einstieg in die Digitalisierung und hilft enorm, den Prozess weiter zu entwickeln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, gerade wenn man einsteigt, und auch später kann man noch mehr 3D-Drucker hinzufügen. Meiner Ansicht nach wird der digitale Workflow schon bald Standard werden. In den nächsten zwei Jahren werden die Praxen, die anteilig so arbeiten, ansteigen und ich hoffe, dass auch die gesetzlichen Kassen sich dann für diese Entwicklung öffnen.

Was sind jetzt noch die größten Barrieren?

Ich sehe keine Barrieren. Ich mache bei jedem Patienten den Scan und kann von jedem Patienten das Modell drucken, bei uns hat sich dieser Workflow etabliert und bewährt: Von der kleinsten Fehlstellung bis zu kombinierten – kieferorthopädischen und kieferchirurgischen –, komplexen Fällen.
Ein einfaches Beispiel: Bei einer Zahnspange beträgt die Anfangsdiagnostik bei uns 15 Minuten, im Vergleich zu ca. 40-45 Minuten in der konventionellen Weise. Satz gestrichen. Ebenfalls toll ist, dass wir durch den digitalen Scan eine direkte Schnittstelle zu Herstellern der Apparaturen haben: Invisalign kann meinen Scan in den USA einer Minute erhalten und ich bekomme die Apparatur ca 2 Wochen früher, weil die Verlangsamung durch den Postweg des manuellen Modells wegfällt. Statt in einem Monat erhält mein Patient seine Zahnspange in meist zwei Wochen.

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