3D-Druck von Okklusions- und Knirscherschienen mit SLA-Druckern von Formlabs
Formlabs bietet derzeit zwei Materialien für die Herstellung von Schienen an. Dental LT Clear Resin ist ein bruchfestes Material für langfristige starre Okklusions- und Knirscherschienen. Dental LT Comfort Resin ist ein haltbares Material für hochgradig komfortable, langfristig flexible Okklusions-, Knirscher- und Bleaching-Schienen. Beide Materialien lassen sich leicht auf hohe optische Transparenz polieren und halten Verfärbungen langfristig stand.
Dieser Anwendungsleitfaden enthält eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den 3D-Druck von Okklusionsschienen mithilfe von SLA-3D-Druckern von Formlabs. Halten Sie sich an den nachfolgend beschriebenen Ablauf, um präzise Ergebnisse zu erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Grundausstattung
Von zahnärztlicher Seite benötigt
- Eine physische oder digitale Abformung des Patientengebisses
Benötigte Hardware und Materialien
Von Formlabs:
- 3D-Drucker Form 3B/+ oder Form 2 (Dental LT Clear Resin (V2))
- Form 3 Resin Tank (V2) oder neuer oder Form 2 Resin Tank LT (Dental LT Clear Resin (V2))
- Build Platform oder Build Platform 2
- Dental LT Clear Resin (V2) oder Dental LT Comfort Resin
- Form Wash oder Form Wash L
- Form Cure oder Fast Cure
- Finish Kit oder zweite Waschstation
Von Drittanbietern:
- Desktop-Scanner (bei physischen Abformungen oder Modellen)
- Software für das Dentaldesign
- Zahntechnisches Handstück mit Schneid- und Schleifscheiben
- Politurgerät und Materialien
- Isopropylalkohol (IPA)
Benötigte Software
Von Formlabs:
Neueste Versionen von PreForm und Firmware
Von Drittanbietern:
Software für das Dentaldesign oder Outsourcing zu einem Dentaldesign-Dienstleister
1. Scan
Für das Entwerfen von Schienen oder Okklusionsschienen in Dentaldesign-Software wird eine digitale Abformung der Patientenanatomie benötigt. Scannen Sie Patient*innen dafür direkt mit einem 3D-Intraoralscanner oder scannen Sie eine physische Abformung oder ein gegossenes Modell mit einem Desktop-3D-Scanner.
2. Design
2.1 Entwurf der dentalen Anwendung
Es gibt viele Softwareoptionen für das digitale Design von Okklusionsschienen. In diesem Anwendungsleitfaden gehen wir auf die Parameter von 3Shape Dental System und exocad ein. Die Formlabs-Materialbibliotheken für 3Shape können Sie hier herunterladen und die exocad-Presets für Formlabs-Materialien erhalten Sie auf der dentalshare-Plattform von exocad.
Außerdem gibt es Anbieter für zahnmedizinisches CAD, denen Sie die digitalisierte Abformung zusenden können, um ein Design zu erhalten.
Allgemeine Anforderungen an die Konstruktion
Bitte befolgen Sie den entsprechenden Fertigungsleitfaden für materialspezifische Konstruktionsanforderungen wie etwa die Mindeststärke der Okklusionsfläche und die Mindestwandstärke.
Einstellungen in 3Shape & exocad
Dental LT Clear Resin (V2): Ein Versatz von 0,05 mm bis 0,1 mm (je nach Fall und gewünschter Anschmiegung: je kleiner der Wert, desto enger die Passung)
Dental LT Comfort Resin: Ein Versatz von 0,0 mm bis -0,03 mm (je nach Fall und gewünschter Anschmiegung: je kleiner der Wert, desto enger die Passung)
2.2 Export der STL-Datei
Sobald das Design spezifikationsgemäß abgeschlossen ist, kann die Fertigung beginnen. Die Mehrzahl der zahnmedizinischen Designprogramme erstellt die Fertigungsdateien im STL-Format. Ziehen Sie die Datei in die Druckvorbereitungssoftware PreForm.
3. Druck
Anmerkung
Neueste Versionen von PreForm und Firmware verwenden
3.1 Datei(en) importieren
Befolgen Sie die Anweisungen zur Aktivierung des Dental-Arbeitsbereichs in PreForm. Öffnen Sie PreForm und richten Sie Ihren Schienen-Druckauftrag mit einem passenden Preset ein. Hier finden Sie Anweisungen zu Folgendem:
-
Wie Sie den Dental-Arbeitsbereich in PreForm aktivieren und verwenden
-
Wie Sie ein Preset erstellen
Der Dental-Arbeitsbereich von PreForm übernimmt den Import, die Ausrichtung und die Stützstruktur-Generierung für Ihre Schiene nach optimalen Parametern.
3.2 Berührungspunkte anpassen
Der Dental-Arbeitsbereich von PreForm generiert Stützstrukturen automatisch basierend auf den Materialeigenschaften. Ihre Stützen werden möglicherweise auf ungeeigneten Flächen platziert, etwa an Kontaktpunkten von Antagonisten oder dynamischen Okklusionskontaktflächen. Für optimale Ergebnisse empfehlen wir, zur manuellen Bearbeitung von Stützstrukturen zu wechseln und die Berührungspunkte der Stützen wie gewünscht anzupassen.
Verringern Sie auf keinen Fall die Anzahl der Stützstrukturen und stützen Sie Ihre Schiene immer ausreichend an den Stellen, die der Konstruktionsplattform am nächsten sind.
PreForm färbt Stellen rot ein, die eventuell mehr Stützstrukturen benötigen.
Stellen Sie sicher, dass in der rechten Menüleiste „Job Info“ (Druckaufträge-Info) bei „Printability“ (Druckbarkeit) ein grüner Daumen angezeigt wird.
3.3 Layout
Bei normalen Drucken empfehlen wir, die Teile in der Mitte der Konstruktionsplattform zu platzieren.
Beim Druck mehrerer Teile optimieren überlappende Rafts die Ausnutzung des Konstruktionsvolumens. Zudem sparen Sie so Material.
3.4 Druckauftrag an Drucker senden
Senden Sie den Druckauftrag mittels des orangefarbenen Druckersymbols links an den Drucker.
Das Dialogfeld „Print“ (Drucken) wird geöffnet. Klicken Sie auf die orangefarbene Schaltfläche „Print Now“ (Jetzt drucken) oder „Upload Job“ (Druckauftrag hochladen), um den Druckauftrag an den Drucker zu senden.
Welche dieser Schaltflächen Ihnen in diesem Menü angezeigt wird, hängt von der Konfiguration des ausgewählten Druckers ab.
3.5 Drucker einrichten
Schütteln Sie die Kartusche mit dem Druckmaterial und setzen Sie sie anschließend in den Form 2 oder Form 3B/+ ein, zusammen mit einer Konstruktionsplattform und einem kompatiblen Harztank.
- Wählen Sie den Druckauftrag über den Touchscreen des Druckers aus, um den Druck zu starten.
- Befolgen Sie alle Anweisungen oder Dialoge, die auf dem Druckerbildschirm angezeigt werden.
- Der Drucker schließt den Druckvorgang automatisch ab.
Achtung
Zur vollen Gewährleistung der Konformität und Biokompatibilität erfordern Kunstharze für Schienen einen eigenen Harztank und eine eigene Konstruktionsplattform. Verwenden Sie auch den Form Wash nur mit anderen biokompatiblen Kunstharzen von Formlabs, wie z. B. Surgical Guide Resin.
4. Nachbearbeitung
Vorsicht
Tragen Sie bei der Handhabung ungehärteter Kunstharze und Teile immer Handschuhe.
Anmerkung
Die Nachbearbeitungsschritte für Dental LT Clear Resin (V2) und Dental LT Comfort Resin unterscheiden sich. Bitte entnehmen Sie die entsprechenden Informationen dem Fertigungsleitfaden Ihres Schienen-Druckmaterials.
4.1 Entfernen von Teilen
Um Druckteile von der Konstruktionsplattform zu entfernen, schieben Sie das Ablösewerkzeug unter das Raft des Teils und drehen Sie es.
Tipp
Druckteile können im Form Wash auch direkt auf der Konstruktionsplattform gewaschen werden.
4.2 Waschen
Vorsichtsmaßnahmen
- Das Waschen des Druckteils mit Lösungsmitteln sollte in einer gut belüfteten Umgebung erfolgen sowie mit geeigneten Schutzmasken und -handschuhen.
- Abgelaufenes oder unverbrauchtes Kunstharz muss gemäß den örtlichen Vorschriften entsorgt werden.
- IPA ist gemäß den örtlichen Vorschriften zu entsorgen.
- Verwenden Sie für biokompatible Teile eine eigene Wascheinheit, um Verunreinigung zu vermeiden.
Platzieren Sie die Druckteile in einem mit Isopropylalkohol (IPA) gefüllten Form Wash oder Form Wash Lund waschen Sie sie gemäß der empfohlenen Waschdauer (Dental LT Clear Resin (V2), Dental LT Comfort Resin) für Ihr Schienen-Druckmaterial.
Alternativ kann ein Ultraschall-Waschgerät eingesetzt werden. Genauere Anweisungen finden Sie im Fertigungsleitfaden.
Beim Waschvorgang müssen die Teile vollständig mit IPA bedeckt sein.
Eine zu lange Waschdauer beeinträchtigt die Maßgenauigkeit und die Leistung von Druckteilen mit der Zeit.
Tipp
Eine mit IPA gefüllte Druckflasche oder Druckluft können bei der Reinigung hilfreich sein, insbesondere bei Vertiefungen in der Intaglio-Anatomie.
4.3 Trocknen
Nehmen Sie die Teile aus dem IPA und lassen Sie sie bei Raumtemperatur an der Luft trocknen. Entnehmen Sie die genaue Trockenzeit bitte dem Fertigungsleitfaden des jeweiligen Kunstharzes (Dental LT Clear Resin (V2), Dental LT Comfort Resin).
Untersuchen Sie die Druckteile, um sicherzustellen, dass sie sauber und trocken sind.
Vor den nächsten Schritten dürfen sich kein Restalkohol, kein überschüssiges flüssiges Kunstharz und keine Rückstände auf den Oberflächen befinden.
Tipp
Falls Sie Restharz entdecken (erkennbar am Glanz), spülen Sie die Teile erneut mit IPA wie oben beschrieben.
4.4 Nachhärten
Platzieren Sie die trockenen Druckteile in einem Form Cure, Form Cure L oder Fast Cure und härten Sie sie gemäß den empfohlenen Nachhärteeinstellungen Ihres Schienen-Druckmaterials nach (Dental LT Clear Resin (V2), Dental LT Comfort Resin).
Lassen Sie den Form Cure zwischen den Aushärtezyklen auf Raumtemperatur abkühlen.
Tipp
Lassen Sie die Tür des Form Cure offen, damit das Gerät zwischen den Zyklen schneller abkühlt.
4.5 Entfernen der Stützstrukturen
Entfernen Sie die Stützstrukturen mithilfe einer Schneidscheibe.
Tipp
Es mag schneller sein, die Stützstrukturen vom Teil abzureißen, jedoch können dadurch Dellen entstehen. Wir empfehlen, die Stützstrukturen einzeln abzuschneiden.
Beim Entfernen der Stützstrukturen sollten kleine Noppen zurückbleiben.
Wenn ein Teil der Stützstrukturen entfernt wurde, kann das Raft zerschnitten werden, um die weitere Bearbeitung zu erleichtern.
Untersuchen Sie die dentale Anwendung. Falls Sie Risse entdecken, entsorgen Sie das Teil und drucken Sie es erneut.
4.6 Fertigstellung und Politur
Glätten Sie die Oberflächen auf der Stützstrukturseite mit einem Hartmetall- oder Drehschleifer und einem Handstück.
Tipp
Abhängig vom Fertigstellungswerkzeug müssen Sie eventuell einen zweiten Fertigstellungsschritt mit einem Schleifvlies-ähnlichen Drehkopf durchführen.
Sobald Ihre Ansprüche an die Oberfläche erreicht sind, polieren und glätten Sie die Außenseite der Schiene für mehr Patientenkomfort.
Optional
Überprüfen Sie die vertikale Dimension der dentalen Anwendung und machen Sie gegebenenfalls Anpassungen.
Hochglanz erreichen Sie mit herkömmlichen Politurwerkzeugen und Materialien, die üblicherweise für Dentalkunststoffe verwendet werden.
Tipp
Drehmaschinen mit Stoff- oder Filzdrehscheiben, Bimsstein und Hochglanzverbindungen erleichtern und beschleunigen den Prozess.
5. Anweisungen zur Pflege
Vollständig nachbearbeitete Teile können gereinigt und desinfiziert werden. Bitte entnehmen Sie die detaillierten Empfehlungen dem Fertigungsleitfaden Ihres Schienen-Druckmaterials.
Weitere Ressourcen
Lernen Sie die zahnmedizinischen Ressourcen von Formlabs kennen und entdecken Sie detaillierte Leitfäden, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, Whitepapers, Webinare und vieles mehr.