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Interviews

Einsatz von Surgical Guide Resin zur Implantatplatzierung in einem Fall partieller Zahnlosigkeit

Lernen Sie vor der Lektüre die Autoren kennen:

Dr. Christian Adler, M.Sc., geboren in Deutschland, begann seine Assistenzzeit nach Abschluss des Zahnmedizinstudiums 2008 in der Praxis seines Vaters. 2011 gründete er die Gemeinschaftspraxis Dr. C. Adler und Dr. H. Adler zusammen mit Dr. Herbert Adler. Zwischen 2016 und 2018 absolvierte er einen Masterstudiengang in oraler Implantologie und Parodontologie, den er mit dem internationalen akademischen Grad "Master of Science" abschloss. Seit 2021 digitalisiert er die Praxis stetig und verwendet seit 2022 die Software Blenderfordental in der Patientenversorgung.

Jens Neubarth schloss seine Ausbildung zum Zahntechniker 1985 ab und absolvierte 1996 in der Handwerkskammer Lübeck die Prüfung zum Zahntechnikermeister. Seit 1998 ist er Geschäftsführer der Agens Zahntechnik GmbH in Worpswede. Er ist seit 2014 Experte für 3D-Druck der Dental 3D Agency und seit 2021 akkreditierter Trainer für die Software Blenderfordental.

Neue Maßstäbe in der Patientenversorgung

Die Einführung digitaler Technologien im zahnmedizinischen Bereich, wie z. B. des 3D-Drucks, setzt neue Maßstäbe in der Versorgung. Sie gewähren zahnmedizinischen Fachleuten mehr Autonomie über die eingesetzten Prozesse und Instrumente und erlauben eine schnellere und effizientere Kommunikation mit Dentallaboren. Vollkommen offene, standardisierte Benutzeroberflächen unterstützen die digitale Unabhängigkeit. Die genaue Operationsplanung und Simulation lassen sich durch internen 3D-Druck ergänzen, sodass vorhersehbare und exakte Endergebnisse erzielt werden.

Darüber hinaus bieten 3D-Drucktechnologien und -materialien hochgradig individualisierbare Behandlungsoptionen für komplexe Fälle. Chirurgische Bohrschablonen für die geführte Implantologie können mit 3D-Druck effektiv hergestellt werden. Surgical Guide Resin ist ein autoklavierbares, biokompatibles Material (Klasse I), das die Anforderungen der Zahnmedizin hinsichtlich Genauigkeit, Teilqualität und Leistung für Anwendungen wie den 3D-Druck von chirurgischen Bohrschablonen zum Platzieren von Implantaten noch übertrifft.

Dieser klinische Fall zeigt den Restaurationsprozess bei einer Patientin mit partieller Zahnlosigkeit unter Verwendung von CAD/CAM-Arbeitsabläufen. Die Gipsmodelle wurden digitalisiert und direkt in eine Open-Source-CAD-Software integriert, wo sie mit den Röntgenbildern überlagert wurden. Die chirurgische Bohrschablone wurde im Labor in enger Zusammenarbeit mit dem Zahnarzt geplant und entworfen und in der Zahnarztpraxis auf einem Form 3B aus Surgical Guide Resin gefertigt.

Seitenansicht der klinischen Ausgangssituation

Okklusionsansicht der klinischen Ausgangssituation

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Behandlung & chirurgischer Eingriff

Behandlungsplan:

Der Restaurationsprozess setzte sich aus den beiden untenstehenden Hauptphasen zusammen:

Phase 1: Operationsphase

  • Abdrucknahme

  • Zahnreinigung

  • Digitale Planung der Implantatplatzierung und Fertigung der Bohrschablone

  • Platzierung der Implantate (24, 27) mithilfe einer chirurgischen Bohrschablone

Phase 2: Prothetikphase

  • Abdrucknahme (der Implantate) 

  • Fertigung der Vollkeramik-Brücke

  • Befestigung der Brücke auf den Implantaten 

Planung der Implantatplatzierung auf Grundlage der DVT

Planung der Implantatplatzierung auf Grundlage der DVT

Umsetzung des Behandlungsplans:

Nach der Heilungsphase wurde eine DVT-Aufnahme erstellt, um die Implantatplatzierung und Operationstechnik zu planen. Aufgrund des geringen Volumens und der geringen Qualität des verbleibenden Knochens wurde beschlossen, die Implantate mithilfe einer chirurgischen Bohrschablone zu platzieren, um eine genaue Positionierung in Bereichen mit ausreichender Knochenqualität zu garantieren. Der Kieferknochenaufbau wurde wegen der Komplexität des Eingriffs im vorliegenden Fall ausgeschlossen. Es wurden Alginatabdrücke von beiden Zahnbögen genommen und zusammen mit den Anweisungen zur Implantatposition an das Dentallabor gesendet, wo die Bohrschablone entworfen und gefertigt wurde. Eine professionelle Zahnreinigung wurde durchgeführt, um die Mundhöhle für den Eingriff in eine guten Hygienezustand vorzubereiten.

Designphase:

Aus den Abdrücken wurden Gipsmodelle erstellt und im Labor von Jens Neubarth mithilfe eines Desktop-Scanners (Sirona InEos X5) digitalisiert. Die digitalen Modelle konnten in der Software (Blenderfordental) mit dem DVT (3D Accuitomo 170) überlagert werden. Es wurden künstliche Zähne in der Software eingerichtet und zwei Implantate mit passender Länge und Durchmesser (Twinfit von Dentaurum) importiert. 

Gedrucktes Modell aus Model Resin V2 (links). Bohrschablone mit eingesetzten Metallführungshülsen (rechts).

Die zahngestützte Bohrschablone wurde vor der Sterilisierung an das gedruckte Modell angepasst.

Nachdem die endgültige Position der Implantate erreicht und bestätigt war, wurde unter Berücksichtigung der kompatiblen Führungshülsen die Bohrschablone für den Vollbogen entworfen.

Fertigungsphase:

Die Datei der Bohrschablone wurde als STL-Datei exportiert und in PreForm importiert. Die Bohrschablone wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers so ausgerichtet, dass die Intagliofläche von der Konstruktionsplattform abgewandt war.  Stützstrukturen wurden automatisch generiert und so kontrolliert, dass keine Stützen auf unerwünschten Flächen positioniert waren (Intagliofläche der Bohrschablone und Umgebung der Nute für die Führungshülse).

Die Datei wurde an den SLA-Drucker Form 3B gesendet und mit dem Material Surgical Guide Resin und einer Schichthöhe von 50 Mikrometern gedruckt. Nach Abschluss des Drucks wurde das Teil durch Waschen, Trocknen und Nachhärten anhand der Anweisungen des Herstellers (in diesem Fall Formlabs) nachbearbeitet. Die Stützstrukturen wurden entfernt und die Bohrschablone wurde an das gedruckte Modell angepasst, geschliffen, geglättet, poliert und zur Sterilisierung an die Praxis gesendet. Die Bohrschablone wurde vor dem Eingriff intraoral an der Patientin getestet, um eine gute Passung und Adaptation zu gewährleisten.

Positionierung der Implantate mit der Brücke

Chirurgischer Eingriff:

Es wurde eine Operationstechnik ohne Lappenbildung gewählt, da es sich dabei um einen minimal invasiven Eingriff handelt und angemessene klinische Bedingungen für dessen Durchführung vorlagen. Nach Verabreichung des Anästhetikums wurde die Bohrschablone auf den diese stützenden Zähnen positioniert und für den Einschnitt zur Entfernung der Schleimhaut genutzt. Es wurden verschiedene Bohrer und die entsprechenden zusätzlichen Führungshülsen verwendet, um den Knochen schrittweise zu öffnen (insgesamt wurden drei Bohrer eingesetzt, beginnend mit dem kleinsten Durchmesser). Die Implantate wurden durch die Bohrschablone platziert und bis zur definitiven Knochenhöhe in die Löcher im Knochen eingeschraubt (dies ist an der Schraubhilfe markiert). Auf die Implantate wurde eine Einheilkappe gesetzt. Schließlich wurde zur Kontrolle eine Panorama-Röntgenaufnahme erstellt.

Postoperative OPG-Kontrolle

Abschließende Foto-Dokumentation nach der Zementierung

Die Implantate heilten drei Monate lang ein. Während der Einheilphase war keine Kontrolle notwendig.

Nachuntersuchung & Fazit

Nachuntersuchung:

Nach drei Monaten wurden die Implantate freigelegt. Eine Woche nach der Freilegung wurde mit einem geschlossenen Abdrucklöffel ein Abdruck der Implantate genommen (Doppelmischung: Detaseal hydroflow putty + lite) und an das Labor gesendet, um den Fall zu digitalisieren und die endgültige Zirkonbrücke fertigen zu lassen.

Die Brücke wurde an die Praxis geliefert und mit Fuji PLUS Powder-Liquid (GC) auf die Implantate zementiert. Die Patientin erschien nach der Zementierung über 12 Monate hinweg zu Nachuntersuchungen, sie war schmerzfrei und sehr zufrieden mit der Brücke.

Fazit:

Die Produktion von Bohrschablonen für die Implantologie mithilfe von 3D-Druck auf dem Form 3B+ mit Surgical Guide Resin ist eine vorteilhafte Alternative zu konventionellen (nicht geführten) Operationstechniken. Der digitale Arbeitsablauf verbessert die Kommunikation mit dem Dentallabor und erlaubt eine größere Kontrolle und höhere Genauigkeit während des Eingriffs.