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So nutzt Zahnkultur Berlin 3D-Drucker für die digitale Herstellung von Totalprothesen

Dental technician creating 3D printed dentures

Neben dem Einsatz von digitaler Zahntechnik in der Modell- und Alignerherstellung expandiert der 3D-Druck momentan auch in der digitalen Zahnprothetik. Die Formlabs SLA-3D-Drucker bieten schon heute ganzheitliche Lösungen für hochwertigen digitalen Zahnersatz, dessen Kosten und Zeitvorteile auch das Zahntechniklabor Zahnkultur Berlin Köpenick für sich nutzt. Im Interview mit Zahntechniker Maximiliano Guendler spricht er über die Herstellung von digitalen Vollprothesen, von dem 3D-Druck individueller Abdrucklöffeln, über die 3D-gedruckte Prothesenbasis, bis hin zu den 3D-gedruckten Prothesenzähnen. Außerdem erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Vorteile des digitalen Arbeitsprozesses mit den Formlabs Kunstharzen und dem Form 3B+ gegenüber herkömmlichen Herstellungsmethoden.

3D printers in a dental lab

Einstieg in die Zukunft der Dentaltechnik mit dem Form 3B+

Nachdem die ca. 20 Zahntechniker:innen bei Zahnkultur Berlin Köpenick schon länger 3D-gedruckte Modelle in ihren Arbeitsprozess eingebunden haben, fokussieren sie sich derzeit auf die Skalierung von digitaler Zahnprothetik. Inhaber und Zahntechnikermeister Carsten-Can Öztan sah großes Potential in der Anwendung des digitalen Zahnersatzes und stieß damit bei seinen Kund:innen ebenfalls auf großes Interesse. 

“Wir haben zunächst eine Testprothese zusammen mit Formlabs als Probedruck gebaut und das Ergebnis hat sowohl unseren Chef als auch die Kunden überzeugt. Danach haben wir die Entscheidung getroffen, einen Formlabs SLA-3D-Drucker zu kaufen”, erzählt Maximiliano Guendler.

Creating digital dentures
Webinar

Techniken für ästhetisch-digitalen Zahnersatz: 3D-Druck-Workflow und Charakterisierung

In diesem Webinar gibt Bernhard von Oppeln, MDT, Formlabs Dental Solutions Engineer, einen Überblick zum digitalen Workflow für den Druck und die Herstellung von Prothesen sowie eine Demonstration von Charakterisierungstechniken zur Erreichung von optimalen Ergebnisse.

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A finished, 3D printed mandibular denture

Eine fertige Zahnprothese des Unterkiefers aus Denture Base Resin und Denture Teeth Resin

Seit Anfang diesen Jahres baut das Berliner Zahnlabor mithilfe des Form 3B+ nun die Herstellung von 3D-gedruckten Prothesen stetig aus. Maximiliano Guendler, der täglich mit den 3D-Druckern arbeitet, betont die Vorteile des digitalen Arbeitsprozesses im Vergleich mit herkömmlichen Fertigungsmethoden. Ganz besonders sagt ihm zu, wie schnell und einfach der Materialwechsel mit den Formlabs 3D-Druckern funktioniert. Durch den kinderleichten Austausch der Harzkartusche und -tank, sowie die Säuberung der Bauplattform, können auf einem Formlabs 3D-Drucker innerhalb von Minuten unterschiedliche Materialien und damit Anwendungen gedruckt werden.

"Selbst bei unserem ständigen Materialwechsel bietet Formlabs meinen Kolleg:innen und mir Schnelligkeit und Praktizität im Alltag.”

Maximiliano Guendler, Zahntechniker, Zahntechniklabor MVZ Zahnkultur Berlin-Köpenick GmbH

Interior of the dental lab

Vielseitiger Einsatz der Formlabs 3D-Drucker

Mit den zahlreichen zahnmedizinischen Kunstharzen von Formlabs können auf nur einem SLA 3D-Drucker verschiedenste dentale Anwendungen gedruckt werden. Wie beschrieben ist Zahnkultur Berlin Köpenick genau das durch den schnellen Materialwechsel möglich. Regelmäßig nutzen Sie den Form 3B+ für folgende Anwendungen: 

Zudem kommen die Formlabs 3D-Drucker bei Zahnkultur Berlin vielfach für den Modelldruck zum Einsatz. Mithilfe des Model V3 Resins ist es so möglich, innerhalb kürzester Zeit hochpräzise Zahnmodelle für Kunden oder für die Weiterarbeit im Zahnlabor zu drucken. 

“Es ist schon sehr praktisch, auch die Möglichkeit zu haben, schnell ein Modell für eine Flexi-Prothese oder für die Herstellung einer Bissschablone oder Schiene zu drucken. Bis jetzt haben wir viele positive Erfahrungen gemacht,” so Maximiliano Guendler über seinen Arbeitsalltag mit den 3D-Druckern.

Insgesamt wechselt das Zahnlabor regelmäßig, häufig sogar täglich zwischen sechs unterschiedlichen Formlabs Kunstharzen auf zwei Form 3B+ Druckern.

Dental Technician initiating printing on the Form 3B+ 3D printer

Der Zahntechniker berichtet, dass auch die Einarbeitung seiner Kolleg:innen in den 3D-Druck problemlos ohne weitere Schulungen klappt, was ihm nochmals mehr Arbeit im Alltag abnimmt und Flexibilität ins Labor bringt.

“Die PreForm-Software ist sehr übersichtlich und die 3D-Drucker einfach zu bedienen.”

Maximiliano Guendler, Zahntechniker, Zahntechniklabor MVZ Zahnkultur Berlin-Köpenick GmbH

Mit SLA-3D-Druck zu hochwertigen Zahnprothesen

Der Fokus von Guendlers Arbeit mit dem Form 3B+ liegt auf der Fertigung hybrider Zahnprothesen. So werden die Prothesenbasen in herkömmlicher Fräsarbeit hergestellt und durch das Denture Base Resin oder herkömmliche Dentalkleber mit 3D-gedruckten Zähnen zusammengeführt. Das ganze wird mit einer Polymerisationslampe zunächst fixiert, bevor alles mit dem Form Cure final ausgehärtet wird.

“Wir sind davon überzeugt, dass die 3D-gedruckten Zähne aus Denture Teeth Resin stabiler sind als bei herkömmlichen Fertigungsmethoden.”

Maximiliano Guendler, Zahntechniker, Zahntechniklabor MVZ Zahnkultur Berlin-Köpenick GmbH

Von diesen hybriden Prothesen werden bei Zahnkultur Berlin Köpenick wöchentlich zwischen zehn und zwölf Stück gefertigt und an Kund:innen verschickt. Bei Duplikat-Prothesen oder Reiseprothesen kommen auch häufig komplett 3D-gedruckte Prothesen zum Einsatz. Hier werden dann sowohl die Prothesenbasen als auch die Zähne separat 3D-gedruckt und in der Nachbearbeitung präzise miteinander verbunden.

Fixing denture teeth to denture base

Zusammenführung der Prothesenbasis und der Prothesenzähne in der Nachbearbeitung mittels Denture Base Resin.

Using a polymerization lamp to create dentures

Oder Dentalkleber und einer Polymerisationslampe.

Creating digital dentures
Webinar

Vollprothesen kostengünstig herstellen mit Formlabs & Vita

In diesem Webinar geben die Referenten Jürgen Sander, ZT und Kursleiter der VITA Zahnfabrik, sowie Bernhard von Oppeln, ZTM und Dental Application Engineer bei Formlabs, einen umfassenden Überblick zum Arbeitsablauf bei der additiven Herstellung von Prothesen sowie zu den möglichen Varianten in Kombination mit traditionellen Methoden.

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Der Form 3B+ im Dauereinsatz

Da das Zahnlabor ihre 3D-Drucker täglich für verschiedene Anwendungen nutzt, haben sie organisierte Abläufe, die das Beste aus den zwei Form 3B+ des Labors herausholen sollen. Beispielsweise werden immer mehrere Prothesenbasen über die Nacht gedruckt, nachdem sie tagsüber von Guedler in einer CAD-Software designt wurden. Dementsprechend stehen die 3D-Drucker tagsüber für den Druck von Prothesenzähnen, Kronen und für vorbereitende Schritte wie den Druck von individuellen Abdrucklöffeln und Modellen zur Verfügung.

“Wenn ich zum Beispiel Prothesenzähne drucken muss, dann mache ich das tagsüber, weil diese in eineinhalb bis maximal zwei Stunden schon fertig sind und ich dann weiterarbeiten kann.”

Maximiliano Guendler, Zahntechniker, Zahntechniklabor MVZ Zahnkultur Berlin-Köpenick GmbH

Der Arbeitsprozess für eine digitale Zahnprothese beginnt mit der Anfertigung eines Intraoralscans. “Unsere Zahnärzte sind ziemlich viel mit dem Intraoralscan unterwegs. Wir bekommen jetzt schon ca. 80% der Abdrücke digital zugesendet”, erzählt Guendler. Mittels dieses Scans wird zunächst ein individueller Abdrucklöffel digital erstellt und gedruckt. Ein solcher Individuallöffel dient dann einem weiteren traditionellen Abdruck am Patienten, da bei der Totalprothetik meist noch eine mukodynamische Abformung nötig ist. So können Muskelansätze für den Druck der Prothesenbasis berücksichtigt werden. Dieser erneute Abdruck wird dann digitalisiert.

Zwei individuelle Abdrucklöffel und fertige Unterkieferprothese

Die einzelnen Arbeitsschritte der digitalen Zahnprothetik, von einem individuellen Abdrucklöffel aus Custom Tray Resin, über einen konventionellen Abdruck mit diesem bis hin zur fertigen Prothese des Unterkiefers

Für das Design einer neuen Prothese verwendet Guendler die Software exocad. Im Falle eines Duplikats wird die alte Prothese lediglich gescannt oder aus der Datenbank entnommen, mit der Software 3Shape nachbearbeitet und direkt in Denture Base Resin und Denture Teeth Resin gedruckt.

Ein Zahntechniker entwirft mithilfe einer CAD-Software eine Prothese

Digitalisierter Abdruck des Kiefers mittels dessen eine Prothese in der exocad Software designt wird

Vorteile der digitalen Prothetik gegenüber konventionellen Arbeitsprozessen

Die Umstellung von konventionellen Methoden zur digitalen Fertigung von Zahnprothesen bietet Zahnlaboren wie Zahnkultur Berlin Köpenick wesentliche Vorteile. Auffällig sind unter anderem die wirtschaftlichen Vorteile der digitalen Zahnprothetik für Labore und Patient:innen. Deutlich wird dies vor allem bei den Materialkosten. So liegen diese bei einer 100% 3D-gedruckten Vollprothese aus Formlabs Resinen bei ungefähr 30 €. Demgegenüber stehen bei herkömmlichen Methoden 150 € für eine Zahngarnitur allein, ausgenommen der nochmals teuren und aufwendige Prothesenbasis, die im Preis sehr schwanken kann.

Traditionelle Zahnprothesen3D-gedruckte Zahnprothesen
Materialkosten150€30€
Manuelle Arbeitszeit4,5 Stunden3 Stunden
3D printed dentures teeth next to a full 3D printed mandibular denture

Links: 3D-gedruckte Prothesenzähne aus Denture Teeth Resin Rechts: 3D-gedruckte Vollprothese des Unterkiefers aus Denture Base Resin und Denture Teeth Resin

Außerdem beschreibt Guendler im Interview, wie der digitale Arbeitsablauf ihm dabei hilft, seine Arbeitszeit effizienter zu organisieren. “Zum Beispiel, designe ich vier bis fünf Prothesen am Vormittag, bereite dann alles weitere in PreForm und an den 3D-Druckern vor, sodass sie abends gedruckt werden können. Am nächsten Tag plane ich dann Zeit für die Nachbearbeitung und Fertigstellung ein und habe so alle Aufträge der Woche nahezu gleichzeitig fertig”, erläutert er. 

Seinen langjährigen Erfahrungen nach ist die Herstellung einer Totalprothese im digitalen Workflow bis zu 30% schneller als in einem konventionellen Arbeitsprozess. Darüber hinaus sind konventionelle Methoden meist nicht so effizient zu organisieren, da immer nur an einer Prothese gleichzeitig gearbeitet wird. 

Auf Patient:innenseite haben die 3D-gedruckten Prothesen den Vorteil eines größeren Tragekomforts. So erklärt Guendler: “Im Vergleich mit einer Kunststoffprothese sind die mit Formlabs Materialien gedruckten Totalprothesen viel leichter, was sie für unsere Patient:innen angenehmer zu tragen macht, vor allem im Oberkiefer.” Auch profitieren Patient:innen von der Effizienz der digitalen Zahntechnik durch die Datenbanken des Zahnlabors, wenn eine Prothese mal kaputt oder verloren gehen sollte.

“Das ist auf jeden Fall ein großer Vorteil der digitalen Welt. Alle Modelle und Prothesen sind gescannt und gespeichert und können jederzeit widerrufen und nochmal gedruckt werden. So sparen Patien:innen sich aufwendige Besuche beim Zahnarzt zur Abdrucknahme und Anpassung einer neuen Prothese.”

Maximiliano Guendler, Zahntechniker, Zahntechniklabor MVZ Zahnkultur Berlin-Köpenick GmbH

Ein weiterer Vorteil, den Maximiliano Guendler betont, sind die gesundheitlichen Vorteile, die die digitale Arbeit für ihn selbst hat. Verglichen mit seiner langjährigen Erfahrung mit herkömmlichen Methoden fällt ihm dies besonders aus und erklärt: “Die Digitalherstellung der Prothesen hat meiner Meinung nach den großen Vorteil, dass man als Zahntechniker:in kaum Kontakt mit dem Material hat. Früher habe ich täglich mit vielen belastenden Kunststoffen, Monomeren und Polymeren Hautkontakt gehabt und deren schädliche Abgase eingeatmet”. Auch Wachs und Feuer sind unangenehme Faktoren, die in konventionellen Arbeitsprozessen immer wieder vorkommen. Durch das Designen am Computer und die einfache Nachbearbeitung der 3D-Drucke sind die digitalen Arbeitsprozesse meist sauberer, sicherer und angenehmer für die Zahntechniker:innen.

Removing structures from a 3D printed denture base

Einfache Abnahme der Stützstrukturen an einer Prothesenbasis aus Denture Base OP Resin

Skalierung der digitalen Zahnprothetik

Auch für die Zukunft sehen Maximiliano Guendler und sein Team viel Potential in der digitalen Zahntechnik. Seinen Einschätzungen zufolge wird die Nachfrage nach 3D-gedrucktem Zahnersatz weiter stetig wachsen und so steht auch die Skalierung der 3D-Drucker und Materialien in seinem Zahnlabor mit großer Wahrscheinlichkeit bevor.